Zwangsarbeiter auf S & E

Projektauszug

Maria Laskowski berichtet über ihre Erfahrungen als Ostarbeiterin in Herten.

 

Maria Laskowski, geb. Wolwatschewa, wurde am 20.9.1923 in Wolwoschowka, Kreis Saporoschij, in der Ukraine geboren. Sie kam als Zwangs- arbeiterin 1943 nach Herten, heiratete Günter Laskowski, den sie an ihrem Arbeitsplatz auf Schlägel & Eisen kennen gelernt hatte und blieb nach dem Krieg hier. Sie verstarb am 3.April 1996 .

Nachdem deutsche Soldaten die Ukraine besetzt hatten, gab es Aufrufe und Anschläge an der "Milizia" und allen Magazinen, dass sich alle jungen Leute der Jahrgänge 1922 bis 1927 zu melden hatten. Ihnen wurde deutlich gemacht, dass sie weggebracht werden, wohin wurde ihnen nicht gesagt. Innerhalb von 3 Tagen hatten sie sich mit ein paar gepackten Sachen, z.B. eine Decke und Kleidung zum Wechseln und Verpflegung, einzufinden, dann mussten sie in einen Waggon einsteigen.

56 Personen wurden in einen Güterwaggon gepfercht, in dem sich nur Stroh befand. Bei den 56 Personen war auch eine Wachperson dabei, ein deutscher Soldat, der zum Heimaturlaub fuhr und in Soest den Zug verließ. Maria berichtet, dass sie auf dem Waggon erbärmlich gefroren und nichts zu trinken hatten. Zu essen hätten sie schon genug gehabt, aber nichts zu trinken. Während der ersten drei Tage, bis sie die Grenze nach Polen passiert hatten, durften sie den Waggon nicht verlassen - nicht einmal, um sich die Beine zu vertreten - weil man offenbar Angst hatte, dass die Menschen flüchteten. Zu Beginn der 19 Tage dauernden Fahrt nach Deutschland wusste niemand, was mit ihnen geschehen würde. In Warschau erfragte Maria von Polinnen, was mit ihnen geschehen würde. Die gabeb ihnen zu verstehen, dass sie nach Deutschland zum Arbeiten gebracht würden. Ihre Kinder seihen ebenfalls da.

Die Fahrt wurde bei Luftangriffen immer wieder unterbrochen und sie standen oft stundenlang in den Büschen. Zunächst verschlug es Maria Laskowski nach Herford, wo sie in einer Möbelfabrik arbeiten musste. Dort gefiel es ihr ganz gut.

Dann kam die Anweisung, dass die Firma Arbeitskräfte abgeben musste. Maria sei für die Arbeit "im Schacht" vorgesehen. Im März 1943 fuhr sie mit einem Bewacher von Herford nach Herten. Am 26.März begann ihr Arbeit auf Schlägel 6 Eisen. Untergebracht wurde sie im Lager Lyckstraße/ Hindenburgstraße.

Privatfoto Günter Laskowski
Privatfoto Günter Laskowski

Abb.42: Ostarbeiterinnen aus der Ukraine, die mit Maria Laskowski zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschafft wurden. Das Foto entstand 1943 in Herford.


Von hier aus musste sie täglich unter Bewachung den Weg an den Bahngleisen der zechenbahn entlang, im Volksmund "der schwarze Weg", Feld- und Westerholter Straße zum Haupttor der Zeche Schlägel & Eisen gehen.

Im Eingangsbereich des Lagers, erklärte Maria Laskowski, gab es die Küchenbaracke, Wasch- und Aufenthaltsräume. Für die Soldaten gab es eine eigene Baracke.

Die ihr zugeteilte Arbeit fiel ihr sehr schwer. Wochen- und monatelang musste sie von 6 Uhr bis 16 Uhr Kohlenschlamm laden, der durch das Wasser ungeheuer schwer war. Dabei stand sie mit nassen Füßen im Schlamm, weil die Gummistiefel undicht waren.

Diese Schwerstarbeit, von der sie Schwielen an den Händen bekam, musste sie verrichten, ohne eine besondere Verpflegung zu bekommen.

Maria Laskowski berichtet, wie sie für diese Arbeit bezahlt wurde. Sie bekam dafür 35 bis 38 RM auf die Hand. Abgezogen wurden vorher steuern, Beiträge für die Knappschaft und die Kosten für die Unterkunft und Kost. Selbst davon bezahlen musste sie davon z.B. ihre Schuhe.

Welche Bezahlung dies war, kann auch daran gesehen werden, dass ein Brotschein 25 RM kostete, ohne den es kein Brot zu kaufen gab. In der Bäckerei Averdung war es allerdings, dank Frau Averdung, oft möglich, Brot auch ohne Brotschein zu erwerben. Oft war sie so hungrig, dass sie gleich an Ort und Stelle das halbe Brot aß, der Rest wurde dann im Zimmer verteilt.

 

Die Behandlung im Lager war nicht gut. Einmal wurde sie von Deutschen geschlagen, andere hätten öfter Dresche bekommen, dabei tat sich ein Scherlebecker besonders hervor. Ihr Vorteil sei es gewesen, dass sie sehr schnell Deutsch gelernt hatte. Die 88 Anlässe für Bestrafungen waren z.T. sehr gering. Beim Ausgang aus dem Lagermusste man die Kennzeichnung "Ost" tragen, wenn es vergessen wurde, kam man nicht aus dem Lager und die Strafe gab es außerdem. auch Unpünktlichkeit beim Nachhausekommen führte zu Strafen. Essen wurde gekürzt, oder es gab kein Brot, einige wurden auch im Keller eingesperrt. Nein, vor den Amis hätte sie keine Angst gehabt, die haben uns doch gesagt: "Ihr seitd frei jetzt".

Quellen:

Hans-Heinrich Holland,

Materialien zur Geschichte der Zwangsarbeiter in Herten

2. überarbeitete und ergänzte Auflage, Herten 2002, Dokument 10

und

Barbara Keimer und Gerd Kuhlke, Videodokumentation,

Maria Laskowski, geb. Wolwatschewa, nach der Dokumentation

"Nach Deutschland, zu arbeiten, geht ihr !"

Diese Thema wird fortgesetzt.